
Steinbergkirche: Spätestens am 1. März steht die Gemeinde Steinbergkirche ohne ärztliche Versorgung eines Allgemeinmediziner da. Zwar wird der Arzt Gülcan-Mülligans seine Zweitpraxis wohl noch tageweise selbst geöffnet halten, doch auch er ist in seiner Praxis in Noorgardholz bereits am Leistungslimit und ein angestellter Arzt, der in seiner Praxis in Steinbergkirche tätig werden könnte, ist zurzeit nicht in Sicht.
Deshalb ist der Vorsitzende des CDU-Ortsverbandes Steinbergkirche/Quern, Jürgen Schiewer, über die ablehnende Haltung des Bürgermeisters Gernot Müller (WSQ) und seiner Stellvertreter Clemens Teschendorf (SPD) und Dirk Lorenzen-Post (WSQ) so verärgert.
„Bürgermeister Müller spricht von einem Alleingang der CDU und wie wichtig es gerade bei diesem Thema sei, zusammen zu arbeiten“, zitiert Schiewer den Bürgermeister aus einem Pressebericht in Flensburger Tageblatt vom 13. Februar dieses Jahres. „Seit wir über die Situation informiert sind, versuchen wir vergeblich, Bürgermeister Müller in der Sache zu einer Zusammenarbeit mit der CDU zu bewegen“, so Schiewer weiter. „Weder auf mein jüngstes Angebot in der Sitzung der Gemeindevertretung am 22. Januar 2018 noch auf meine E-Mail an alle Mitglieder der Gemeindevertretung von letzter Woche, erfolgte eine Reaktion. Wir sind zwar bei der bevorstehenden Kommunalwahl Konkurrenten, das heißt aber doch nicht, dass wir nicht zum Wohle der Gemeinde zusammen arbeiten können, ja müssen!“
Die CDU kritisiert, dass die Gemeindevertretung vor über einem Jahr ihre Bemühungen eingestellt hat, aktiv nach Lösungen für den Ärztemangel in Steinbergkirche zu suchen. „In einem Artikel in dem bis dato politisch neutralen „Amtskurier Geltinger Bucht“ stellte die Bürgermeisterriege die bisherigen Bemühungen der Gemeinde als besonders engagiert und intensiv dar. Schon damals musste die Gemeindevertretung jedoch durch Brandbriefe des örtlichen Apotheker, Dr. Christiansen, zum Handeln «getragen» werden“, berichtet Schiewer. Inzwischen verlasse sie sich ganz auf die Dorfentwicklung über das Städtebauförderungsprogramm „Kleinere Städte und Gemeinden – überörtliche Zusammenarbeit und Netzwerke“.
Die Teilnahme an diesem Programm ist auch nach Auffassung der CDU unbestritten ein Segen für Steinbergkirche, auch wenn man sich fragen muss, wie bei dem schmalen Budget, über das die Gemeinde verfügt, der Eigenanteil von 5 Mio. Euro finanziert werden soll.
Für Erfolge bei der Landarztsuche kommt dieses Programm jedoch zu spät. Bevor hier die Planung abgeschlossen ist und erste konkrete Maßnahmen umgesetzt werden, können noch Jahre vergehen.
Für seinen frei gewordenen Standessitz muss der Praxisinhaber jedoch spätestens bis zum 31. Mai 2018 einen geeigneten Nachfolger benannt haben. Kommt es bis dahin nicht zu einer Nachbesetzung, dann kann der Zulassungsausschuss davon ausgehen, dass der Sitz und der Patientenstamm verloren sind. In so einem Fall wird der Praxissitz mit allen seinen Mitteln (individuelles Praxisbudget, Wirtschaftlichkeitsbonus, Labor- und Diagnostikbudget usw.) erneut der Bedarfsplanung zugeführt und der Sitz wandert in andere Bereiche.
Die Kassenärztliche Vereinigung sieht die Lage für Steinbergkirche weitgehend entspannt. Nach ihrer Auffassung ist Steinbergkirche durch die Praxen in den umliegenden Gemeinden, Norgaardholz, Gelting, Sterup und Langballig gut versorgt.
Die CDU bezweifelt, dass die Arztsuche in einem solchen Fall in Zukunft einfacher werden wird. „Wenn die Patienten notgedrungen erst einmal in andere Praxen der Umgebung abgewandert sind wird es schwer, sie wieder zurück zu holen. Einen Arzt wechselt man halt nicht, wie das Hemd“, so Schiewer. „Ärzte, die in ein paar Jahren in Steinbergkirche praktizieren wollen, müssen sich ihren Patientenstamm erst mühsam neu aufbauen.“
Aus diesem Grund will die CDU, dass jetzt gehandelt wird. Diese Auffassung teilt im Übrigen ein Großteil der Bevölkerung, denn rund 1.000 Personen haben sich bereits an der Unterschriftenaktion der CDU beteiligt.
„Die CDU ist nach wie vor zur Zusammenarbeit mit der Gemeinde bereit“, sagt Schiewer. „Wir wollen allerdings anpacken und nicht nur rumschnacken.“
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